Unser Kommentar zum Internationalen Tag des Ehrenamtes 2021 

Bonn, 3. Dezember 2021 - Am 5. Dezember 2021 findet der Internationale Tag des Ehrenamtes statt mit dem Ziel, ehrenamtliches Engagement sichtbar zu machen und zu würdigen. Diese Form der Wertschätzung ist natürlich wunderbar. In unserer Gesellschaft wird ehrenamtliches Engagement generell oft als unabdingbar und hochgeschätzt dargestellt. Es werden feierliche Ehrungen vorgenommen und Bundesverdienstkreuze verliehen. Doch reichen diese Würdigungen und ein Ehrentag aus, um ehrenamtliches Engagement in Deutschland auch langfristig zu sichern? Offensichtlich nicht, denn die Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, sinkt in der Bevölkerung in allen Bereichen: Vom Sportverein bis zur freiwilligen Feuerwehr haben die meisten Organisationen und Verbände Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung.

Auch wir in der Frauenselbsthilfe Krebs bleiben von diesem Trend nicht verschont. Dabei ist das ehrenamtliche Engagement für Menschen mit einer Krebserkrankung so wichtig. Mit unseren vielen hundert Gruppen vor Ort und zahlreichen anderen Angeboten, die nur durch das Engagement unserer ehrenamtlich arbeitenden Gruppenleitungsteams funktionieren, füllen wir im Gesundheitssystem die große Lücke in der psychosozialen Versorgung der Betroffenen. Damit helfen wir nicht nur den Betroffenen, sondern entlasten auch die Gesundheitskassen.

Wir fragen uns daher: Sollte nicht der Staat, neben der durch Ehrungen gezeigten Wertschätzung, auch durch verbesserte Rahmenbedingungen seinen Teil dazu beitragen, dass dieses gesellschaftliche Engagement erhalten bleibt? Wir finden, dass es eine ganze Reihe von Maßnahmen gibt, um sinnvolle und nachhaltige ehrenamtliche Arbeit zu ermöglichen und zu sichern.

Es muss ein gesellschaftliches Ziel sein, Anreize für die Bereitschaft zum bürgerschaftlichen Engagement zu schaffen und bestehende Hindernisse bei der Ausübung gemeinnütziger Tätigkeiten abzubauen. Insbesondere komplexe administrative Regelungen und bürokratischer Aufwand werden von den Engagierten oft als Hinderungsgrund angegeben, um ein Amt zu übernehmen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten daher so weiterentwickelt werden, dass eine aktive Ehrenamtskultur nicht sukzessive eingeengt wird, sondern sich entfalten und wachsen kann.

Bürokratieabbau und Verfahrenserleichterungen könnten den Organisationen und Ehrenamtlichen spürbar dabei helfen, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Auch die verbindliche Klärung offener Rechtsfragen oder die Entschärfung der Haftung würden für ehrenamtlich Tätige die Attraktivität von bürgerschaftlichem Engagement erhöhen.

Ganz konkret fordern wir als Frauenselbsthilfe Krebs die Anerkennung unserer Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen als Bildungsurlaub, mehr steuerliche Erleichterungen und die Gewährung von Vergünstigungen z.B. für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.

Unser Sozialwesen wird auch künftig nur dann gut funktionieren, wenn es solidarisch getragen wird, wenn wir füreinander einstehen und Ökonomie nicht Vorrang hat vor Ethik. Lasst uns den Weg dafür bereiten, dass sich auch in kommenden Jahrzehnten Menschen gern und mit Freude ehrenamtlich engagieren.

Bundesvorstand der Frauenselbsthilfe Krebs

Internetredaktion der FSH